Auf historischen Wegen durch das Remstal
Eine Ausstellung an vier Orten erinnert an den historischen Bauernaufstand im Remstal.
Liebliche Landschaften, pittoreske Fachwerkstädte, vielfach preisgekrönte Weine – im Remstal östlich von Stuttgart zeigt sich Baden-Württemberg von einer besonders idyllischen Seite. Ganz anders war die Situation vor genau 500 Jahren: Missernten, Hunger und eine ausufernde Besteuerung schürten vor allem bei einfachen Bauern und Handwerkern den Widerstand gegen den regierenden Herzog Ulrich von Württemberg. 1514 kam es zu einem Aufstand, der als „Armer Konrad“ in die Geschichte einging. Der Begriff entstand in Anspielung auf einen der gängigsten Männernamen der Zeit, der zum Synomym wurde für die breiten Bevölkerungsschichten, die im 16. Jahrhundert vor allem arm an Mitspracherechten waren. Der Aufstand, an dem neben Bauern auch Bürgermeister und Ratsmitglieder mitgewirkt haben sollen, gilt als erstes übergreifendes Aufbegehren des Volkes gegen die politische Obrigkeit in Württemberg und als ein wichtiger Vorläufer des Deutschen Bauernkrieges von 1525.
Das Fass zum Überlaufen brachten damals neue, leichtere Gewichte, mit denen der Herzog eine Steuer auf Fleisch eintreiben wollte. Aus Protest gegen diese politische Willkür versammelte sich im Mai 1514 auf dem Beutelsbacher Kappelberg eine Schar von Aufständischen, um zunächst Richtung Schorndorf zu ziehen. Von hier griff der „Arme Konrad“ binnen weniger Tage auf das ganze Land über. Ziel der Aufständischen war eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung an der politischen Willensbildung. Der Herzog reagierte auf den Druck der Straße, berief einen ordentlichen Landtag ein und versprach, lokale Beschwerden entgegenzunehmen. Daraus ging der Tübinger Vertrag hervor, der zumindest eine gewisse politische Mitbestimmung gewährte. Allerdings nicht für die breite Bevölkerung, sondern hauptsächlich für die städtische „Ehrbarkeit“. Für die rebellierenden Bauern im Remstal war der Vertrag eine Enttäuschung. Um dem Aufstand endgültig ein Ende zu bereiten, ließ Herzog Ulrich am 7. und 8. August beim Blutgericht von Schorndorf zehn ihrer Anführer hinrichten. Mit der Verhängung der kaiserlichen Acht über die Flüchtige endete der Aufstand des „Armen Konrad“.
Vier Städte, eine Ausstellung
Noch bis zum 28. September findet in vier Städten im Unteren Remstal die interkommunale Ausstellung „500 Jahre Armer Konrad“ statt, die mit ihren vier Stationen ein vollständiges Panorama des Aufstandes und seiner Hintergründe in der Lebenswirklichkeit des frühen 16. Jahrhunderts bietet. Der empfohlene Rundgang beginnt im StadtMuseum Fellbach, das die politische und soziale Ausgangslage kurz vor dem Ausbruch des „Armen Konrad“ schildert. Weiter geht es nach Weinstadt-Beutelsbach, wo die Bewegung mit der berühmten „Wasserprobe“ ihren Anfang nahm. In Schorndorf schließlich wurde der Aufstand gewaltsam durch ein „Blutgericht“ beendet. In Waiblingen wird zunächst der Interessenkonflikt der einzelnen Gruppierungen innerhalb der Stadt selbst geschildert. Darüber hinaus geht es um die Folgen des Aufstands im Südwesten.
Begleitprogramm im gesamten Remstal
Rund um die Ausstellung findet in allen vier Remstal-Städten bis in den Herbst ein buntes Rahmenprogramm statt: Theaterstücke und Exkursionen, Vorträge und Stadtführungen, Musik und Kulinarisches machen die Lebenswelt am Vorabend von Reformation und Bauerkrieg lebendig und vermitteln Einblicke zu den Hintergründen, die zu diesem ersten großen Aufstand in Württemberg führten.
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