Corona - offizielle Stellungnahme an die Landesregierung
Die momentane Situation ist für die gesamte Menschheit eine Herausforderung.
Dennoch haben wir in Deutschland die Situation, dass wir uns „sicher fühlen können“. Dafür danken wir unserer Regierung für das schnelle und bedachte handeln, allen Mitmenschen, die verantwortungsvoll und diszipliniert miteinander umgehen.
Dennoch verschärft sich die Situation für uns Gastronomen zunehmend. Wir sind in einer Branche tätig, die es gewöhnt ist, hart zu arbeiten, sich der schell verändernden Gesellschaft anzupassen, zu arbeiten, wenn andere frei haben…… – Und nun dürfen wir auf nicht absehbare Zeit nicht mehr arbeiten. Wir haben aber auch keinen großen finanziellen Spielraum, um lange ohne Arbeit überleben zu können.
Deshalb hier unsere Bitten an unsere Regierung:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
seit vielen Jahren dürfen wir Sie mit der Meistervereinigung Gastronom bei der Durchführung kulinarischen Veranstaltungen wie z.B. der Neujahrsempfänge unterstützen.
Wir sind offizieller Genussbotschafter Baden-Württembergs und mit unserem Projekt „Schlemmerbande“ nachhaltig auch im sozialen Bereich engagiert.
Ich möchte mich als Präsident der Meistervereinigung mit diesem Schreiben direkt an Sie wenden, da wir in der derzeitigen Situation jetzt dringend Ihre Unterstützung benötigen.
Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben erfordern für Sie und die Politik enorme Herausforderungen und viele Entscheidungen die zur Bewältigung der Krise notwendig sind. Der zielgerichtete Umgang mit den daraus erforderlichen Maßnahmen ist für Sie sicherlich nicht einfach und bedarf Ihrer Abwägung verschiedenster Szenarien. Die wissenschaftliche und gesundheitspolitische Bewertung der Situation und die daraus resultierende Vorgehensweise sind für uns absolut nachvollziehbar und plausibel. Seien Sie versichert, wir als Meistervereinigung und die gesamte Branche der Gastronomie, tragen die politischen Entscheidungen zur Eindämmung der Krise zu 100 % mit. Mit der vom Staat verordneten Schließungen unserer Betriebe leisten wir als Branche einen großen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie und tragen durch unseren „Stillstand“ dazu bei, dass andere Branchen und Teile des öffentlichen Lebens nun wieder hochgefahren werden können.
Durch die politisch angeordneten Betriebsschließungen zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Virus ist die finanzielle Situation der Gastronomie so prekär wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Für uns als Meistervereinigung Gastronom mit 500, meist seit Generationen geführten Betrieben und über 10 000 Mitarbeitern, sowie für die gesamte Gastronomiebranche mit 2,5 Million Beschäftigten in Deutschland ist derzeit quasi Stillstand in allen Unternehmensbereichen staatlich angeordnet. Die wirtschaftliche Situation unserer Branche ist fatal, zumal mit dem Wissen, dass wir unverschuldet in Not geraten sind, da die letzten Dekaden von uns wirtschaftlich, sozialverträglich und umweltbewusst gearbeitet und gehaushaltet wurde.
Wir haben während der letzten Krisen deutlich registriert, dass sowohl z.B. eine Bankenrettung
als auch eine Abwrackprämie durchgesetzt und finanziert wurden. Dabei wurde politisch ein wirtschaftliches Fehlverhalten einzelner Branchen toleriert und die Allgemeinheit durfte dafür mit Steuergeldern geradestehen.
Die Gastronomiebranche benötigt in der derzeitigen Situation nun dringend einen Nothilfefond mit dem die wirtschaftlichen Folgen im Zuge der Corona Pandemie abgefedert werden können.
Direkte finanzielle Mittel in Form von nicht zurückzahlbaren Zuschüssen müssen uns unbürokratisch und zeitnah als Ausgleich für Umsatzausfälle zur Verfügung gestellt werden.
Ein Fahrplan für das Ende des „Lock downs“ ist für unsere Branche dringend erforderlich um auch unseren Kunden durch Buchungen für die Zeit nach der Krise Planungssicherheit zu ermöglichen. Zudem sollten eine Umsatzsteuerermäßigung für die Gastronomie, eine steuerrechtliche Anrechenbarkeit der wirtschaftlichen Schäden, sowie ein Solidaritätsbeitrag für die gesamte Gastronomiebranche durchgesetzt werden.
Die Gastronomiebranche ist von den ersten Lockerungen ausgenommen worden.
Viele unserer Mitglieder haben dies zum Anlass genommen zu hinterfragen weshalb z.B. ein Baumarkt einerseits systemrelevant sein soll und andererseits mit Erstaunen festgestellt,
dass an einem Wochenende in der Praxis gerade dort hunderten Besuchern das Einkaufen und somit die Verbreitung des Coronavirus ermöglicht wird.
In diesem Zusammenhang ist es für mich auch unverständlich, dass bei politischen Statements und in den Medien unter anderem gerade die Lebensmitteleinzelhandelsbranche als “Helden des Alltags“ hervorgehobenen werden, dabei profitiert diese Branche derzeit deutlich von der jetzigen Situation. Ich finde den Begriff im Zusammenhang mit dem Einzelhandel nicht passend, denn für mich sind die „wahren Helden des Alltags“ die Ärzte, Intensivmediziner, die Krankenschwestern, etc., die im Moment übermenschliches Leisten, und sich täglich in Gefahr bringen, um der Allgemeinheit zu helfen.
Wir können die Argumentation nachvollziehen, dass nicht alle Betriebe und Branchen gleichzeitig wieder geöffnet werden sollen. Sicherlich wäre es aber dann für die weiterhin geschlossenen Betriebe und Branchen fairer, diesen Malus durch Solidaritätszahlungen, entweder vom Staat oder direkt von den daraus profitierenden Branchen zu kompensieren um keine Ungleichbehandlung entstehen zu lassen. Wir haben mit unseren Betrieben, Arbeitsplätzen und regionalen Produkten eine starke Verankerung in Baden-Württemberg und erwarten von Ihnen und der Politik ein deutliches Signal und Hilfe um diese Krise auch für die Gastronomiebetriebe meistern zu können.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, ich hoffe Ihnen mit diesen Zeilen die Lage in unserer Branche in aller Kürze dargestellt haben zu können. Bei aller Problematik für das „große Ganze“ setze ich sehr darauf, dass Sie die Belange der Gastronomiebranche mit den notwendigen Maßnahmen unterstützen. Gerne stelle ich mich bereit, wenn Sie meinen Rat aus der fachlichen Berufspraxis für die Gastronomie benötigen und Verwendung dafür haben.
Ich freue mich, in besseren Zeiten, mit meinen Kollegen der Meistervereinigung wieder
für Sie und das Land Baden Württemberg das zu leisten was unser Credo ist:
„Meisterliche Gastfreundschaft aus Baden-Württemberg“.
Viele Grüße, bleiben Sie gesund
Ihr
Uwe Staiger
Präsident der Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg e.V.