Ein langer ruhiger Fluss
„Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit, aber niemand hat das höchste Ausmaß dieser sanften und friedvollen Schönheit begriffen, wirklich wahrgenommen und genossen, der nicht auf einem Floß den Neckar hinab gefahren ist“, schwärmte schon der amerikanische Schriftsteller Mark Twain in seinem 1880 erschienenen Buch A Tramp Abroad. Gerne schließen wir uns Herrn Twain an, weil auch wir finden, dass es wohl kaum ein bezaubernderes Stück Baden-Württemberg gibt als das Obere Neckartal. Idyllisch ist der Neckar hier. Gerade erst im Schwarzwald entsprungen, fließt das junge Gewässer zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Die Landschaft ist abwechslungsreich.
Der mächtige Albtrauf, der mit seiner Silhouette einzigartig ist, die Wälder, Streuobstwiesen so weit das Auge reicht, und ein malerischer Fluss führen von einem schwäbischen Städtchen zum nächsten. Gewachsene Schönheiten verbindet der beschauliche Neckar, akribisch und liebevoll gepflegt. Seit jeher stehen diese Städtchen für ein authentisches Spannungsfeld. Ländliche Gemächlichkeit trifft hier auf schwäbische Umtriebigkeit, Gelassenheit auf Unternehmungsgeist. Auf den ersten Blick scheint das Leben ein bisschen langsamer als in urbanen Metropolen. Auf den zweiten wird klar, es ist niemals langweilig.
Eine der schönsten Städte Deutschlands
Die Ikone dieser gewachsenen Schönheiten ist zweifellos Tübingen. So mancher zählt die Universitätsstadt zu den schönsten Städten Deutschlands. Das Stadtbild ist mittelalterlich und romantisch zugleich; der Neckar so malerisch, dass sich schon immer große Köpfe hier niedergelassen haben. Manche sind für immer geblieben. Bei aller Beschaulichkeit ist Tübingen aber vor allem eine progressive, weltoffene Stadt, war eine der ersten unter „grüner Führung“. 28.000 Studenten prägen zudem das Stadtbild. So liegt das Durchschnittsalter der Tübinger bei 40 Jahren, was Tübingen zu den jüngsten Städten Deutschlands macht. Der Fluss zieht Jung und Alt in seinen Bann. Stocherkahnfahrten sind keineswegs nur eine touristische Attraktion in Tübingen. Wie der Hölderlinturm an der Neckarfront gehören die Stocherkähne zu Tübingen. Lange war das Kahnfahren nur jenen vorbehalten, die wie die Tübinger Studentenverbindungen eigene Kähne besaßen. Vor rund 25 Jahren ermöglichte der Bürger- und Verkehrsverein zum ersten Mal das Vergnügen für jedermann. Heute gehört es zum Tübinger Alltag, und die Tübinger hegen und pflegen diese fabelhafte Tradition, die sie mit „ihrem Neckar“ verbindet. Obwohl die Stadt nicht groß ist, kann man Tage hier verbringen, so vielseitig sind die Sehenswürdigkeiten, Stadtführungen und Museen. Die Kunsthalle lockt mit Werken von Cézanne, Degas, Renoir, Rousseau oder Picasso. Das Landestheater Württemberg-Hohenzollern oder das Zimmertheater am Neckar bieten neben der Tübinger Puppenbühne und dem Studententheater im Bert-Brecht-Bau eine Fülle von Aufführungen.
Auch die kulinarische Seite Tübingens ist nicht zu verachten. Passend zur vielschichtigen Stadtkultur findet man hier alles von der Studentenkneipe bis zur gehobenen Küche. Dabei lohnt sich ganz besonders ein Besuch in der Tübinger Südstadt bei Claudia Beutler und Frank Sammet. In ihrem persönlich geführten Privat- hotel Stadt Tübingen betreiben sie das gleichnamige Restaurant „Sammet’s“. Hier kann man nicht nur in wunderbarem Ambiente übernachten und im kleinen Wellness-Bereich abschalten, sondern vor allem auch meisterlich genießen. Küchenmeister Frank Sammet, der einst im Nationalteam der Jungköche für Deutschland an den Start ging, übernahm den elterlichen Betrieb im Jahr 2003. Gemeinsam mit seiner Frau Claudia, einer Bäckers- und Wirtstochter aus dem Schwarzwald, die ebenfalls zu den besten Hotelfachfrauen des Landes zählte und ausgebildete Sommeliere ist, hat er den elterlichen Betrieb weiterentwickelt und nach vorne gebracht. Seine regional-schwäbische und zugleich zeitgemäß leichte Küche kann man im Sommer auch im Garten genießen.
Vorbildlich natürlich
Doch lassen wir das turbulente Städtchen hinter uns und begeben uns wieder in die Natur. Der Naturpark Schönbuch, der am nördlichen Stadtrand direkt an Tübingen grenzt, ist mit fast 16.000 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet in Württemberg. Anfang der Siebzigerjahre musste die baden-württembergische Landesregierung dem anhaltenden Protest einer Bürgerinitiative nachgeben, die den Bau des geplanten Großflughafens Stuttgart bei Walddorfhäslach zu verhindern wusste. So blieb der Schönbuch erhalten und erlebte eine Wiedergeburt. Heute ist die zusammen-hängende Waldfläche mit seiner Vielzahl an Wander- und Spazierwegen von unschätzbarem Wert für Mensch und Natur.
Ein lohnender Abstecher ist das ehemalige Zisterzienserkloster Bebenhausen, das eng mit der Geschichte der Württemberger Könige verbunden ist. Idyllisch im Schönbuch gelegen, ist die mittelalterliche Klosteranlage von Bebenhausen fast vollständig erhalten. Im 18. und im 19. Jahrhundert bauten die württembergischen Herrscher einen Teil des Klosters zum Jagdschloss um. Das 40 km² große Rotwildgehege mit Schwarz-, Dam- und Muffelwild erinnert an das ehemalige Jagdgebiet der württembergischen Königsfamilie. Nach seiner Abdankung im Jahr 1918 kehrte das Königspaar, Willhelm II und seine Frau Charlotte, der Residenzstadt Stuttgart den Rücken und lebte ganz und gar in Bebenhausen. Von 1946 bis 1952 tagte der Landtag von Württemberg-Hohenzollern in Kloster und Schloss.
Ob Blütenmeer oder pralle Frucht, die 1,5 Millionen Obstbäume
sind zu jeder Jahreszeit Augenweide und Genuss zugleich.
Die älteste Gastwirtschaft des geschichtsträchtigen Klosterortes Bebenhausen ist der Hirsch, der bereits existierte, als aus der Klostersiedlung 1823 eine bürgerliche Gemeinde wurde. Ernst und Brigitte Fischer sehen hier die Gastfreundschaft, die schon von den Zisterziensern gepflegt wurde, als höchste Maxime. Porta patet, cor magis – Die Tür steht offen, das Herz noch mehr – so lautet das Motto der charmanten Gastgeber, die nicht nur durch ihr schönes Landhotel und Restaurant zu Ruhm und Ehre gekommen sind.
Ernst Fischer ist Koch und Wirt sowie Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, ein Ehrenamt, das der gebürtige Tübinger mit ganzer Seele und großem Engagement ausfüllt. Das heutige Landhotel Hirsch, in dem bereits König Wilhelm II. Stammgast war, ist ein einladendes Haus, das Geborgenheit ausstrahlt und für beste Küche steht. Zwölf heimelige Hotelzimmer, das Restaurant von Küchenmeister Anton Mayer vorbildlich geführt, ein gemütliches Kaminzimmer, die traditionsreiche Königsstube und der Hirsch-Garten verleiten dazu, Bebenhausen niemals den Rücken kehren zu wollen.
Shopping ist Kult
Dennoch verlassen wir den naturbelassenen Schönbuch und nehmen den Weg auf der B 297 am Neckar entlang über Altenburg direkt ins schwäbische Mekka für Fashion und Lifestyle. Die Outlet-City Metzingen ist eine Erfolgsgeschichte. Was in der alten Backsteinfabrik der Marke Hugo Boss mit einem bescheidenen Personal- verkauf begann, ist heute eine pulsierende Shopping-Metropole. 3,5 Mio. Besucher aus 185 Nationen zählt die Stadt jährlich. Dies mag bei gerade 21.000 Einwohnern im ersten Moment erschrecken, sollte Sie aber auf keinen Fall abschrecken. Metzingen ist trotz oder gerade wegen der Outlet-City eine liebenswürdige schwäbische Stadt mit altem Kern geblieben, die aber eben auch internationales Flair und Chic ausstrahlt.
In diesem Spannungsfeld aus schwäbischer Authentizität und urbaner Modernität bewegt sich seit Jahren souverän einer unserer Meisterbetriebe, das Hotel Restaurant Schwanen. „Daheim“, ein kleines Wort mit großer Bedeutung, hat die charmante Biosphären-Gastgeberfamilie Wetzel zum Motto ihres Vier-Sterne-Stadthotels gemacht. Hier bieten sie höchsten Komfort und einen Ort, der einem fußläufig von der Outlet-City dennoch jede Menge Ruhe gibt. Der Schwanen ist ein Inbegriff für außergewöhnliche, schwäbische Gastlichkeit und Kochkunst. Die Welt der Schwäbischen Alb und des Biosphärengebietes Schwäbische Alb spiegeln sich hier in allem authentisch wider, in den Zutaten von Bauern der Region ebenso wie in der Verwendung von regionalen Materialien bei der Gestaltung und Einrichtung. Dies wird besonders deutlich im Restaurant Zur Schwane, einer Reminiszenz an die schwäbische Heimat, liebevoll gestaltet bis ins Detail. Produkte wie Alblinsen, Filderkraut, Albschnecke und Albgans tauchen nicht nur auf den Tellern, sondern auch als Design-Elemente im Restaurant auf. Etwas mondäner geht es im Mezzo zu. Auch der brandneu gestaltete Garten steht für zeitgemäßes Ambiente, das seinesgleichen sucht. In der Küche überzeugt der junge Peter Kubach mit einer außergewöhnlich feinen Regionalküche. Mehr über ihn und seine Kreationen lesen Sie auch im Artikel „Alblinse trifft Apfel“.
Blütenmeer und pralle Frucht
Warum wir uns neben der Alblinse gerade für den Apfel entschieden haben? Eine weitere Faszination dieser Region zwischen Alb und Neckar liegt in den Streuobstwiesen. Mit rund 26.000 Hektar findet man hier eine der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften Europas, eine jahrhundertealte Landschaft, die einen echten Kulturschatz darstellt. Die Streuobstwiesen erfüllen zudem wichtige ökonomische, ökologische und soziale Funktionen: Sie sind Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Ob Blütenmeer oder pralle Frucht, die 1,5 Millionen Obstbäume sind zu jeder Jahreszeit Augenweide und Genuss zugleich.
Unsere Reise bringt uns über das romantisch am Neckar gelegene Nürtingen nach Köngen. Hier gibt es gleich noch einen Schwanen, den man besucht haben muss. In diesem meisterlichen Hotel Restaurant umsorgt die Familie Benz seit mehr als 75 Jahren ihre Gäste. Aktuell sind drei Generationen am Start. Neben ihren Eltern haben Nicole Benz, eine engagierte Hotelmeisterin, und ihr Schweizer Ehemann Patrick Domon das Haus entscheidend weiterentwickelt. Ihr Sohn Marcel Benz bringt sein breitgefächertes Wissen ebenfalls schon in den Familienbetrieb ein, der heute für einfach köstliche schwäbische Küche ebenso steht, wie für erstklassige Caterings. In der Küche sind Vater und Sohn begeisterte Anhänger konsequenter Regionalität, die sie behutsam mit zeitgemäßen Akzenten anreichern. Das regionale Produkt von regionalen Erzeugern steht dabei ganz im Mittelpunkt.
Bevor der Neckar dann bei Plochingen am Neckarknie eine scharfe Linkskurve macht, empfehlen wir noch unbedingt eine weitere Einkehr im nahe gelegenen Wernau. In einem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Wernau hat Familie Staiger ein neuartiges Konzept im Tagungs- und Kongresszentrum Quadrium verwirklicht, das erst 2015 eröffnet wurde. Uwe Staiger bespielt hier nicht nur den gesamten Tagungsbereich gastronomisch, sondern vor allem Staigers Ess-Bar, ein Restaurant-Bar-Konzept, das die Gäste in zeitgemäßem Design und lockerer Bistroatmosphäre begrüßt.
Los geht es bereits um 8 Uhr mit einer Frühstückskarte, die so manches zu erschwinglichen „Take Away“-Preisen bietet. Abends verwandelt sich Staigers Ess-Bar in ein Restaurant und eine Bar mit Ausblick auf Wernau. Mit einem begehbaren Weinschrank und einem Chefs Table im Herzen der Küche haben die Staigers zwei weitere Glanzpunkte in der Ess-Bar geschaffen.
Beenden wollen wir unsere Reise im schönen Plochingen, das direkt am Neckarknie liegt. Besuchen Sie hier auf jeden Fall das Plochinger Hundertwasserhaus, das auf seine Weise einzigartig ist. Außerdem liegt es direkt auf dem Weg zu unserem Meisterbetrieb Stumpenhof, der auf der Straße Richtung Schorndorf im Ortsteil Stumpenhof liegt. Seit 1936 ist der Stumpenhof in Familienbesitz. Von der einfachen Vesperwirtschaft hat Uli Wägerle hier ein gemütliches Restaurant entwickelt. Die Küchenleistungen des Küchenmeisters sind mehrfach ausgezeichnet. Kein Wunder, denn auch er konnte bei zahlreichen nationalen und internationalen Kochwettbewerben Erfolge einfahren. Das Rezeptbuch der heimischen Küche hat er deswegen nie zugeschlagen, sondern kocht heute regional auf seine ganz eigene Art und Weise, authentisch, ehrlich, frisch.
Ohne CO2 geht’s auch
Wer sich übrigens nicht mit dem Auto durch diese wunderbare Region bewegen möchte, kann sich hier himmlisch mit dem Fahrrad fortbewegen. Der Neckartal-Radweg, der stolze 366 km von Villingen-Schwenningen bis Mannheim ausweist, bietet auch ein sehr schönes Teilstück von Tübingen nach Nürtingen, das gerade mal 30 Kilometer lang ist und eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten bietet. Auf der übersichtlich gestalteten Homepage Neckartal-Radweg findet man dazu sehr viele hilfreiche Tipps, vom Fahrradverleih über Fahrradwerkstätten bis zu Kunst und Kultur. Also kommen Sie einfach mal her, besuchen sie unsere Meisterbetriebe und denken Sie immer daran: Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit. Das wusste schon Mark Twain.
Unsere Meisterbetriebe auf dieser Sommerreise
- HOTEL STADT TÜBINGEN
Stuttgarter Straße 97, 72072 Tübingen
Tel. 07071 31071
info@hotel-stadt-tuebingen.de
www.hotel-stadt-tuebingen.de - LANDHOTEL HIRSCH
Schönbuchstraße 28, 72074 Bebenhausen
Tel. 07071 60930
dialog@landhotel-hirsch-bebenhausen.de
www.landhotel-hirsch-bebenhausen.de - HOTEL RESTAURANT SCHWANEN METZINGEN
Bei der Martinskirche 10, 72555 Metzingen
Tel. 07123 9460
info@schwanen-metzingen.de
www.hotel-schwanen-metzingen.de - HOTEL RESTAURANT SCHWANEN KÖNGEN
Schwanenstraße 1, 73257 Köngen
Tel. 07024 97250
info@schwanen-koengen.de
www.schwanen-koengen.de - STAIGER’S ESSBAR IM QUADRIUM
Kirchheimer Straße 68-70, 73249 Wernau
Tel. 07153 9938290
info@event-gastronomie-staiger.de
www.staigers-essbar.de - RESTAURANT STUMPENHOF
Stumpenhof 1, 73207 Plochingen
Tel. 07153 22425
restaurant@stumpenhof.de
www.stumpenhof.de
Wertvolle Reisetipps | |
A | TÜBINGEN www.tuebingen-info.de und www.tuebingen.de |
B | NATURPARK SCHÖNBUCH www.naturpark-schoenbuch.de |
C | KLOSTER & SCHLOSS BEBENHAUSEN www.kloster-bebenhausen.de |
D | OUTLET-CITY METZINGEN www.outletcity.com |
E | HUNDERTWASSERHAUS PLOCHINGEN www.hundertwasserhaus-plochingen.de |
SCHWÄBISCHES STREUOBSTPARADIES www.streuobstparadies.de |
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NECKARTAL-RADWEG www.neckartalradweg-bw.de |
Bildnachweis:
Ulrich Metz, Lammstraße 9, 72072 Tübingen, metz@metzfoto.de
Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg
www.streuobstparadies.de, Fotografin: Maria Schropp
www.schwarzwald-tourismus.info, © TI Schopfheim