Der Gründer der Meistervereinigung Gastronom, Küchenmeister Otto Schütz, hatte vor allem eines im Sinn: Er wollte das Ansehen seines Berufsstandes heben – und dazu sollte die Vereinigung, die er mit rund 30 Gleichgesinnten 1956 als „Meistervereinigung Gastronom Stuttgart e.V.“ aus der Taufe hob, durch ihr fachliches, aber auch menschliches Niveau beitragen. Vorbild war damals die renommierte Schweizer Köchevereinigung „Cercle des Chefs de Cuisine de Berne“. Heute würde man sagen: Es ging um das „Image“ des Kochberufs.
Um dieses stand es damals nicht zum besten. Abwertende Sprüche („Zum Koch reicht’s immer noch.“) ärgerten hochqualifizierte Köche wie Otto Schütz, der seine Berufslaufbahn 1914 im Kurgartenhotel in Friedrichshafen begonnen und danach in renommierten Häusern gearbeitet hatte – unter anderem in der Schweiz (Hotel Baur au Lac in Zürich) und in Luxor/Ägypten.
Zahlreiche Preise bei internationalen Kochkunst-Ausstellungen und Wettbewerben hatten schon zwischen den Weltkriegen Otto Schütz Ruf als ausgezeichneter Koch über die Grenzen in Deutschlands hinaus begründet, und auch als Leiter von Schulungskursen war Schütz bereits erfolgreich tätig gewesen. Dieses Werk wollte er nach der späten Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft in den 50er Jahren fortsetzen.
Weggenossen beschreiben Otto Schütz als markante, durchaus streitbare Persönlichkeit, der ein „strenges Regiment“ in seiner Vereinigung führte. Unter den Küchenmeister-Kollegen in der MVG siezte man sich damals – das vertrauliche „Du“ war die seltene Ausnahme.
Geprüfte Küchenmeister gab es in den 50er Jahren in Baden-Württemberg noch nicht viele. Von Beginn an waren daher bei der Meistervereinigung Gastronom auch Serviermeister dabei. Heute steht die MVG geprüften Meisterinnen und Meistern aller gastgewerblichen Berufe offen.
Schon früh organisierten Schütz und seine Mitstreiter Weiterbildungsveranstaltungen, Meistervereinigungs-Mitglieder beteiligten sich an Wettbewerben und organisierten auch selbst welche – zum Beispiel die Kochkunstschau auf der Stuttgarter Messe „Gastlicher Süden“, aus der später die große Fachmesse Intergastra hervorging.
Otto Schütz, Jahrgang 1900, führte die „Meistervereinigung Gastronom Stuttgart“ bis zu seinem Tod 1971. Sein Nachfolger wurde Küchenmeister Friedrich Nagel, in dessen Amtszeit auch die 1975 erfolgte Umbenennung der MVG in „Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg“ fiel. Ein Ministerialbeamter hatte sie angeregt, nachdem er bei einer Ausstellung in Straßburg gesehen hatte, dass die Leistungen und Erfolge der Meisterköche auch gut für den Ruf des Landes sind.
Auf Friedrich Nagel folgten die Küchenmeister Dieter Wägerle, Eugen Heubach, Walter Hofmann, Karl Knipp, Volker Krehl und Uwe Staiger als Präsidenten der Meistervereinigung. Die „MVG“ zählt aktuell etwas über 400 Mitglieder aus ganz Baden-Württemberg. Den Zielen ihres Gründers und ihrer Verpflichtung zur Qualität ist sie bis heute treu geblieben.