Wo die Alb am höchsten ist
Bereits im Name „Zollernalb“ steckt das Wahrzeichen der Region – die Burg Hohenzollern. Und doch wissen nur wenige, wo der höchste Teil der Schwäbischen Alb liegt, geschweige denn, dass hier auf einem Vorberg der Schwäbischen Alb die Stammburg deutscher Kaiser im wahrsten Sinne thront. Von Kaiser Wilhelm II. stammt der berühmte Satz: „Die Aussicht von der Burg Hohenzollern ist wahrlich eine Reise wert.“ Dem stimmen wir zu und entführen Sie in diesen landschaftlich reizvollen Teil Baden-Württembergs. Unsere Frühlingsreise untermalen wir mit kulinarisch lohnenden Zielen, den Gasthäusern und Hotels unserer Meistervereinigung.
Ein Besuch auf der Zollernalb ist das ganze Jahr über attraktiv, kulinarisch sowieso. Traumhafte Winterwelten in der kalten Jahreszeit, ein Paradies für Wanderer und Mountainbiker im Frühling, Sommer und Herbst. Abwechslungsreiche Sehenswürdigkeiten bieten darüber hinaus Kultur und Geschichte, was gerade jetzt zum kommenden Frühling der perfekte Anlass ist, einfach mal hinzufahren. Von der Landeshauptstadt ist man in einer knappen Autostunde dort. Die Zugreise ist heute ebenso unbeschwerlich. Ganz bequem können Wanderer und Radfahrer von Mai bis Oktober zudem mit dem Rad-Wander-Shuttle auf der Zug-Strecke von Tübingen über Balingen bis ins Obere Schlichemtal fahren.
Von weithin sichtbar hebt sich der Albtrauf, die Schichtstufe der Schwäbischen Alb, ab. Ein erster Stopp empfiehlt sich in Haigerloch. Früher stand an der Stelle des heutigen Renaissance-Schlosses eine mittelalterliche Burg. Nach einer wechselvollen Geschichte ließ Graf Christoph von Hohenzollern-Haigerloch sie in ein Renaissanceschloss umbauen. Die sich um den Schlosshof gruppierenden Gebäude stammen größtenteils aus dieser Zeit. Heute ist Schloss Haigerloch ein angesehenes Tagungshotel und Restaurant, das von der Familie Schwenk betrieben wird. 1975 erwarb der ortsansässige Unternehmer das Anwesen, das nach umfangreichen und umsichtigen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten wieder in alter Pracht erstrahlt. Dem Besucher bietet sich hier nicht nur ein wunderbar ruhiger Ort zum Übernachten. Schloss Haigerloch ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge. Es zeigt sich zudem kulinarisch vielseitig. Vom Restaurant über Bistro bis hin zur Weinprobe in der Vinothek bietet sich Genüssliches auf allen Niveaus. Allerdings sollte man bei aller Gastlichkeit nicht vergessen, etwas tiefer in die Zollernalb vorzustoßen.
Ist man erst einmal dort, versteht man schnell, dass selbst ein verlängertes Wochenende zu kurz ist, um die Zollernalb in der Tiefe und in seiner kulinarischen Breite zu erkunden.
Ein Abstecher ins ungefähr 20 Kilometer entfernte Hechingen liegt sozusagen auf dem Weg zur Burg Hohenzollern. In Hechingen lassen sich bedeutende Beispiele für den Kirchenbau von der Gotik über die Renaissance bis hin zum Klassizismus entdecken. Die Stadt ist geprägt von fürstlichen Residenzbauten. Ein Schmuckstück ist die vollständig restaurierte Alte Synagoge. Die Villa Eugenia, ehemals Residenz des letzten regierenden Fürstenpaares, liegt inmitten des im englischen Stil angelegten Fürstengartens. Wer sich auf eine Zeitreise begeben möchte, ist im Hohenzollerischen Landesmuseum und im Römischen Freilichtmuseum in Hechingen-Stein gut aufgehoben.
Ein geschichtsträchtiger Ort, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte und der sich gar für wiederkehrende Besuche eignet, ist die Burg Hohenzollern. Sie ist eine der bedeutendsten und imposantesten Burganlagen Deutschlands und der Stammsitz der Familie Hohenzollern, aus der die Könige von Preußen und die Deutschen Kaiser hervorgingen. Ihr malerisches, vielteiliges Erscheinungsbild, der herrliche Rundblick und die kunst- und kulturhistorisch wertvollen Ausstellungsstücke machen die Besichtigung ganzjährig zu einem Erlebnis. Die Burg selbst ist ein Musterbeispiel neugotischer Burgenarchitektur und das Wahrzeichen der Zollernalb. Georg Friedrich Prinz von Preussen und Sophie Prinzessin von Preussen sehen in „ihrer Burg“ kein Museum im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr einen ausgesprochen lebendigen Ort, der alljährlich Hunderttausende von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht. Neben wesentlichen Teilen der preußischen Kunstsammlung, darunter bedeutende Gemälde, kostbares Silber und Porzellan sowie die preußische Königskrone, machen zahlreiche Konzerte, Open-Air-Kino und Ausstellungen die Burg zu einer attraktiven Kultureinrichtung. Die heutige Burganlage wurde im 19. Jahrhundert von beiden Linien des Hauses Hohenzollern gemeinschaftlich wiederhergestellt und befindet sich bis heute in deren Privatbesitz. Sie dient seit nahezu eintausend Jahren als zeitweiliger Wohnsitz der Familie und verkörpert ein echtes Stück Heimat für sie.
Wer Burgen liebt, sollte noch ein paar Kilometer weiter in Richtung Osten fahren. Hier steht mit Schloss Lichtenstein eine weitere Burg des 19. Jahrhunderts, die den Idealen eines Märchenschlosses sehr genau entspricht. Hoch über einem steilen Felsen gelegen, ist das Hauptgebäude mit rundem Bergfried und Zugbrücke schon von Weitem zu erkennen. Die Geschichte der Burg ist eng mit dem schwäbischen Dichter Wilhelm Hauff verbunden. Seine Beschreibung der Burg im 1826 erschienenen Roman „Lichtenstein“ faszinierte den Grafen von Württemberg derart, dass er den Felsen mit der Ruine kurzerhand kaufte und ab 1840 eine neue Burg erbauen ließ.
Einen Aufenthalt in Balingen zu machen, lohnt sich im doppelten Sinne. Am Ziel sollten Sie direkt das Hotel Thum ansteuern, einen unserer meisterlichen Mehrgenerationen-Betriebe. Seinen Kopf bettet man hier auf weiche Kissen. Die neu renovierten Zimmer sind in unterschiedlichen Preiskategorien zu haben. Das Hotel Thum ist ein idealer Ausgangspunkt, um die aufstrebende Kreisstadt zu erkunden. Am besten erschließt sie sich auf einem gemütlichen Spaziergang. Vom beschaulichen Marktplatz übers markante Zollernschloss mit Wasserturm bis hin zum idyllischen Gerberviertel am Mühlkanal, das die Balinger liebevoll „Klein-Venedig“ nennen. Es gibt vieles zu entdecken, auch kulinarisch. Im Hotel Thum weht ein frischer Wind, ohne dabei die seit drei Generationen überlieferten Maultaschen-Rezepte zu vernachlässigen. Seit Anfang 2015 unterstützt die 4. Generation der Meyers den Familienbetrieb, der nicht nur für seine Maultaschen gelobt wird. Was man meinen könnte, denn der Familienbetrieb verfügt sogar über eine „Maultaschen Club Lounge“. Noch heute sind Maultaschen ein wichtiger Bestandteil auf der Speisekarte. Regionale Produkte stehen im Vordergrund. Meisterliche Gastlichkeit zeigt sich aber auch in der Zubereitung köstlicher Süßwasserfische, im Anrichten frischer Gemüse- und kräftiger Wildgerichte.
Dem Saurier auf der Spur
Nach viel Geschichte und schwäbischen Schmankerln kann man sich dann beruhigt ins größte Abenteuer der Zollernalb stürzen, das zunächst etwas unspektakulär scheint: das Abenteuer Geologie. Die Zollernalb liegt im Herzen des von der UNESCO prädikatisierten GeoParks Schwäbische Alb. Diese besondere Auszeichnung, die erst im November 2015 von der UNESCO verliehen wurde, wird nun endlich der Bedeutung des geologischen Naturerbes der Schwäbischen Alb gerecht. Der Geo-Park ist ein einzigartiges und einmaliges Freilichtmuseum. Hier kann man Geologie erwandern, erfahren und begreifen. Vor fast 200 Millionen Jahren erstreckte sich das Jurameer dort, wo heute die Alb ist. Hier tummelten sich Saurier, riesige Tintenfische und Seelilienkolonien. Fossilien aus dieser Zeit sind im Fossilienmuseum der Firma Holcim in Dotternhausen zu besichtigen, das nur wenige Kilometer von Balingen entfernt ist. Spannend und ab-wechslungsreich widmet sich auch das Schiefer-Erlebnis im direkt benachtbarten Dormettingen diesem Thema. Auf den zahlreichen Erlebnis- und Lehrpfaden, in Höhlen und in verschiedenen Museen warten geologisch-historische Geschichten nur darauf, gehört zu werden. Besonders schön erzählt werden diese auf geführten Wanderungen und geologischen Exkursionen, angeboten von den Alb-Guides, dem Schwäbischen Albverein sowie von Geologischen Wanderführern. Für einen umfassenden Einblick und zur Vorbereitung sollte man die Webseite des GeoParks unter www.geopark-alb.de besuchen.
Unsere Meisterbetriebe auf dieser Frühlingsreise
- SCHLOSS HAIGERLOCH
Schloß 4, 72401 Haigerloch
Tel. 07474 6930
gastschloss@schloss-haigerloch.de
www.schloss-haigerloch.de - HOTEL RESTAURANT THUM
Klausenweg 20, 72336 Balingen
Tel. 07433 96900
info@hotel-thum.de
www.hotel-thum-balingen.de - GAISELMANNS LINDE
Rottweiler Straße 3, 78667 Villingendorf
Tel. 0741 31843
info@gaiselmanns-linde.de
www.linde-villingendorf.de - RINGHOTEL JOHANNITERBAD
Johannsergasse 12, 78628 Rottweil
Tel. 0741 530700
johanniterbad@ringhotels.de
www.johanniterbad.de - SCHLENKER‘S HOTEL UND RESTAURANT OCHSEN
Bürkstraße 59, 78054 Villingen-Schwenningen
Tel. 07720 8390
info@hotelochsen.com
www.hotelochsen.com - GASTHAUS LÖWEN
Marbacher Straße 3, 78086 Brigachtal
Tel. 07721 22243
info@loewen-brigachtal.de
www.loewen-brigachtal.de
Wertvolle Reisetipps | |
A | ZOLLERNSTADT HECHINGEN www.hechingen.de |
B | BURG HOHENZOLLERN www.burg-hohenzollern.com |
C | SCHLOSS LICHTENSTEIN www.schloss-lichtenstein.de |
D | KREISSTADT BALINGEN www.balingen.de |
ALLGEMEINE INFOS ZUR ZOLLERNALB www.zollernalb.com |
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GEOPARK SCHWÄBISCHE ALB www.geopark-alb.de |
Begibt man sich Richtung Rottweil, kann man Historisches und Geologisches hinter sich lassen. Hier warten noch vier wunderbare Adressen auf Genießer. Etwas außerhalb in Villingendorf steht mit Gaiselmanns Linde ein gepflegtes Traditionswirtshaus, in dem Küchenmeister Rainer Gaiselmann die Region das Schmecken lehrt. Handwerkliches Können ist für ihn ebenso eine Grundvoraussetzung wie Bestes aus der Region. Vorgefertigtes kommt auf keinen Fall in seine Küche. Seine Rezepte behält er nur ungern für sich und stellt sie auf seiner Webseite ohne Scheu seinen Gästen zur Verfügung.
Das wunderbare Hotel-Restaurant Johanniterbad wollen wir an dieser Stelle ebenfalls erwähnen. Auf den kommenden Seiten wird es noch etwas ausführlicher vorgestellt. Tobias Maier vom Rottweiler Traditionshaus war nämlich unser erster Gastgeber, der die Foodbloggerin Kerstin Getto für einen Workshop zum Thema Wurzelgemüse begrüßen durfte. Den Ausbildungsbetrieb von Zwei-Sterne-Koch Johannes King sollte man auf einer Reise auf die Zollernalb immer einplanen. Das alte Bad-Hotel hat sowohl als Hotel wie auch kulinarisch Überzeugendes zu bieten. Unsere Rezepte zum Thema Wurzelgemüse belegen dies eindrücklich.
Ist man schon in Rottweil, bietet sich noch ein kurzer Abstecher nach Villingen-Schwenningen, in die Stadt, in der Baden und Württemberg aufeinandertreffen an. Das badische Villingen und das württembergische Schwenningen sind ehemals selbstständige Städte, die heute zu einer Stadt zusammengewachsen sind. Eine Einkehr bei Küchenmeister Dieter Schlenker in Schlenker’s Ochsen ist lohnenswert. Eine abgedrehte, hochstilisierte Küche sucht man vergebens. Auch Dieter Schlenker kocht in seiner Ochsenstube und im Ochsengärtle bewusst bodenständig und lässt dabei die Qualität bei Einkauf und Zubereitung nicht außer Acht. Durch die gemütlich gestalteten Zimmer ist Schlenker’s Ochsen auch eine der besten Übernachtungsadressen der badisch-württembergischen Doppelstadt.
Rainer Bertsche, den nächsten Meister am Herd, finden wir im wunderschönen Gasthaus Löwen in Brigachtal, das sich unweit des Bad Dürrheimer Mineralbrunnens befindet. Ob stärkendes Mittagsmahl, ein Abend zu zweit oder Schlemmen in geselliger Runde – Familie Bertsche und ihr Löwen-Team sind meisterliche Gastgeber und verstehen Gastfreunschaft als einen fundamentalen Teil ihrer Familiengeschichte. Das stattliche Haus, das sich bereits auf badischem Boden befindet, ist seit fünf Generationen im Familienbesitz.
Um die Zollernalb in der Tiefe zu erkunden und in seiner kulinarischen Breite zu erleben, scheint ein Wochenende fast zu kurz. Also bleiben Sie einfach länger oder kommen Sie wieder. Beim letzten Blick auf den Albtrauf weiß man spätestens, dass Heimat kein Ort ist, sondern ein Gefühl.
Bildnachweis:
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Zollernalb-Touristinfo, Hirschbergstr. 29, 72336 Balingen, Tel. 07433 9213940, info@zollernalb.com, Fotografen: Nino Strauch, Roland Beck
Stadt Balingen, www.balingen.de
Schlossverwaltung Lichtenstein, 72805 Lichtenstein, Tel. 07129 4102, verwaltung@schloss-lichtenstein.de, www.schloss-lichtenstein.de
GeoPark Schwäbische Alb e.V., Von der Osten Straße 4,6, 72525 Münsingen, Tel. 07381 501575, info@geopark-alb.de, Fotograf: Reiner Enkelmann